Aufgabe & Problemstellung:

Effizientere interne Abläufe, bessere Dienstleistungen oder neue Geschäftsmodelle: Längst ist anerkannt, dass der Austausch und die gemeinsame Nutzung von Datenbeständen über Organisationsgrenzen hinweg immense Chance birgt – für Unternehmen ebenso wie für öffentliche Einrichtungen. Aktuell aber wird dieses Potenzial kaum ausgeschöpft, denn die Hürden sind nach vor groß: Datensilos, unsichere technische Infrastrukturen und mangelndes Vertrauen zwischen den Beteiligten stehen einem vertrauensvollen Teilen und Handeln von Daten im Weg. 

Der Austausch von Daten stellt sowohl die Datenbereitsteller als auch die Nutzer auf technologischer, rechtlicher und organisationaler Ebene vor etliche Herausforderungen: Diese reichen vom hohen Kostenaufwand bei organisationseigenen Lösungen über Sicherheitsbedenken gegenüber zentralisierten Cloud-Plattformen bis hin zu unzureichender Qualität, Interoperabilität und Pflege geteilter Daten. Nicht zuletzt können Schwierigkeiten bei der Lizenzierung und Bewertung von Daten, Probleme im Umgang mit Datenkatalogen und unklare Vertragsbedingungen ein Hindernis darstellen.

Lösungsansatz und technische Umsetzung

Das Horizon-Europe-Projekt PISTIS (»Promoting and Incentivising Federated, Trusted, Fair Sharing and Trading of Interoperable Data Assets«) will Anreize für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen schaffen, ihre Datenbestände miteinander zu teilen – kontrolliert, sicher und fair. Dazu entwickeln 31 europäische Projektpartner aus elf Ländern eine Referenzplattform als Infrastruktur für die gemeinsame Nutzung, den föderierten Austausch und Handel sowie die Monetarisierung von interoperablen Datensets. Fraunhofer FOKUS leitet und koordiniert das bis Juni 2026 laufende Projekt.

PISTIS ermöglicht einen sicheren Datentransfer und wird als modulare Umgebung datenbezogene Dienste zur Verfügung stellen, die beteiligte Organisationen als Ergänzung zu ihren eigenen Diensten nutzen können – gemeinsam mit anderen Akteuren oder autonom. Mithilfe von PISTIS lassen sich Daten dabei innerhalb der Organisationsgrenzen qualitativ aufbereiten. Ausschließlich die zugehörigen Metadaten finden sich in globalen Datenkatalogen, um Nutzer und Nutzerinnen die Suche nach gewünschten Daten zu ermöglichen. So entsteht ein Ökosystem aus bestehenden und neuen Datenräumen, das Datensilos beseitigt – mit integrierter Governance. Offene Schnittstellen und standardisierte Komponenten machen PISTIS kompatibel zu anderen Dateninfrastrukturen, insbesondere zu GAIA-X.

Die gemeinsame Arbeit der Projektpartner bewegt sich dabei entlang der folgenden Forschungsachsen:

• Förderiertes Datenmanagement, Interoperabilität und Data Governance: Daten werden innerhalb der Organisationsgrenzen gesammelt, umfassend kuratiert und gesichert – und so für den Austausch vorbereitet. Die Interoperabilität, Zertifizierung und Qualität der Daten wird dabei gewährleistet und systematisch überprüft.

• Sicherer Datenaustausch: (Mehrparteien-)Datenverträge werden effektiv verwaltet und mittels Blockchain-Technologie gespeichert – in verständlicher Sprache. Der Datentransfer selbst findet auf Peer-to-Peer-Basis statt. Monitoringmechanismen stellen sicher, dass Datenbestände entsprechend der vertraglich vereinbarten Bestimmungen bereitgestellt und abgerufen werden.

• Bewertung und Monetarisierung von PISTIS-Daten: Auf Basis erprobter Ansätze wird ein angemessener Zielwert von Daten und Datensätzen empfohlen. So können Daten zu gemeinsam nutzbaren, handelbaren und nachverfolgbaren Vermögenswerten zusammengefasst werden.

• Kompetenzentwicklung: Speziell entwickeltes Arbeitsmaterial bildet die Beteiligten in Fragen des Datenaustauschs fort und schult sie darin, PISITS-Technologien zu nutzen sowie nachhaltige Strategien zur gemeinsamen Datennutzung umzusetzen.

Der Geschäftsbereich Digital Public Services (DPS) bei Fraunhofer FOKUS konzipiert und entwickelt die PISTIS-Datenräume sowie vertrauenswürdige Datenverwaltungsdienste. Im Besonderen verantwortet DPS die Entwicklung des Datenkatalogs. Dieser Katalog basiert auf PIVEAU, einer bei DPS entwickelten Software für die Aufbereitung, Integration, Veröffentlichung und Katalogisierung von Daten.

Pilotierung in drei europäischen Demonstrationshubs

PISTIS wird unter realen Bedingungen in drei groß angelegten Demonstrationshubs in Form von digitalen Demo-Services getestet: Im Demonstrationshub »Mobilität und Stadtplanung« in Athen werden Akteure aus Luftfahrt, öffentlichem Nahverkehr und öffentlicher Verwaltung ihre Daten gemeinsam nutzen – zur Verbesserung der Abläufe bei der Flugzeugabfertigung, beim Umstieg der Passagiere oder beim Pendelverkehr zwischen Stadt und Flughafen. In Spanien arbeiten Akteure aus dem Energiesektor mithilfe von PISITIS an der Lösung von Engpässen in Verteilnetzen. Im Demonstrationshub »Automobilität« in Deutschland und Österreich sollen datengestützte Lösungen und Dienste zu einem umweltfreundlichen und effizienten Verkehr beitragen – von städtischen Emissionsmodellen bis hin zum betrieblichen Mobilitätsmanagement.

Alle Projektpartner finden Sie in nachfolgender Liste: