Projekt ERIC zur Übernahme in die Regelversorgung empfohlen
News vom 02. Febr. 2022
Das Innovationsfondsprojekt ERIC wird als eines der ersten erfolgreich evaluierten Projekte für die flächendeckende Versorgung empfohlen. Dies hat jetzt der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) entschieden. Das Projekt unter Konsortialführung der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat gezeigt, dass Telemedizin das Risiko von langanhaltenden Folgeschäden für Intensivpatienten nachhaltig verringern kann. Kernstück des erfolgreich evaluierten Projekts ist eine zentrale E-Health-Plattform für die multiprofessionelle Vernetzung und die standortunabhängige Tele-Visite.
In Deutschland werden jährlich rund 2,5 Millionen Menschen intensivmedizinisch versorgt, etwa 20 Prozent davon müssen künstlich beatmet werden. Zahlreiche Patientinnen und Patienten leiden nach der Behandlung an Folgeschäden mit kognitiven, funktionellen und psychosozialen Einschränkungen oder Organfunktionsstörungen. Ziel des 2017 gestarteten Projekts ERIC (Enhanced Recovery after Intensive Care) war die nachhaltige Verbesserung der Versorgungsqualität und der Patientensicherheit. Unter Konsortialführung der Charité haben die Projektpartner von der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Technischen Universität Berlin, des Fraunhofer FOKUS, der Ernst von Bergmann Klinik Bad Belzig gGmbH und der Krankenkasse BARMER partnerschaftlich zusammengearbeitet. Gemeinsam konnten sie zeigen, dass mithilfe der multiprofessionellen telemedizinischen Visite das Risiko für Folgeschäden für die Patientinnen und Patienten verringert werden kann. Über die zentrale E-Health-Plattform wurden die Kommunikation und die Datenerfassung der 15 beteiligten Intensivstationen in einem telemedizinischen Zentrum in der Charité gebündelt. Mit den Hausärzten der Region wurde ein Nachsorgeangebot etabliert, um Patientinnen und Patienten auch nach der Intensivtherapie bestmöglich zu unterstützen. Der Innovationsauschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) hatte das Projekt von 2017 bis 2020 mit rund 6,8 Millionen Euro gefördert.
Fraunhofer FOKUS war im Rahmen des Projekts für die Konzeption, Spezifikation und Integration der telemedizinischen Plattform zur Vernetzung der teilnehmenden Krankenhäuser sowie die Umsetzung von geeigneten Verfahren der Datenanalyse verantwortlich. Hierzu wurden Daten aus verschiedenen dezentralen Quellen virtuell zusammengeführt und unter Berücksichtigung evidenzbasierter Kriterien ausgewertet, um so Ärzten und Pflegekräften Hinweise zur weiteren Ausgestaltung der individuellen Behandlung einzelner Patienten und zur generellen Optimierung von Behandlungsverfahren zu geben. Über Rückkopplungen mit den in der intensivmedizinischen Versorgung tätigen Ärzten und Pflegekräften wird eine schrittweise Optimierung der eingesetzten Algorithmen unter Nutzung von Verfahren des maschinellen Lernens angestrebt.
Für Intensivpatienten ist eine bestmögliche Versorgung überlebenswichtig. Dabei geht es nicht nur darum, ob, sondern auch wie die Patienten die Erkrankung überleben. Mit ERIC sollten daher die wissenschaftlichen und aktuellsten Erkenntnisse in Form von Qualitätsindikatoren direkt ans Patientenbett gebracht werden. Inzwischen ist ERIC erfolgreich evaluiert und wird vom Innovationsauschuss für eine Überführung in die Regelversorgung empfohlen. Die Gesundheitsministerien der Länder sind daher im nächsten Schritt gebeten zu prüfen, ob in ihrem Bundesland telemedizinische Visiten auf Intensivstationen etabliert werden sollten.
Über ERIC – Enhanced Recovery after Intensive Care
ERIC wurde unter Konsortialführung der Charité für 44 Monate mit insgesamt rund 6,8 Millionen Euro vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) im Modul Neue Versorgungsformen gefördert. Als Konsortialpartner waren die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Technische Universität Berlin, das Fraunhofer FOKUS, die Ernst von Bergmann Klinik Bad Belzig gGmbH und die BARMER beteiligt. Primäres Ziel war die verbesserte Implementierung von evidenzbasierten Qualitätsindikatoren, um Langzeitfolgen einer intensivmedizinischen Behandlung vermeiden zu können. Erreicht wurde dies über eine stationäre und ambulante Vernetzung mithilfe eines datengesicherten E-Health-Systems sowie eines kompetenzbasierten Qualifizierungs- und Personalentwicklungskonzept zur lokalen und regionalen Verbesserung der Behandlungsqualität. Beteiligt waren 15 Intensivstationen in Berlin-Brandenburger Krankenhäusern. Der letzte der 1.500 Patienten wurde im März 2020 in das Projekt aufgenommen. 800 von ihnen wurden zudem nach der Entlassung aus der Klinik über einen Zeitraum von sechs Monaten nachuntersucht.