JVA Heidering in Brandenburg
Seit Juni 2018 können Häftlinge der JVA Heidering Tablets nutzen und sich für das Leben nach der Haft fit machen Sven Wolter / Creative Commons by-sa-3.0 de

Forschungsprojekt »Resozialisierung durch Digitalisierung« erfolgreich beendet: Einsatz von Tablets und digitalen Medien im Strafvollzug ist möglich

News vom 03. Febr. 2022

Sinn und Zweck des Strafvollzugs ist es, u. a. Menschen zu befähigen, nach der Haft in einen funktionierenden Lebensalltag zu wechseln. Dass digitale Medien bei der Resozialisierung eine wichtige Rolle spielen, zeigt das von der Senatsverwaltung für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung (SenJustVA) initiierte Forschungsprojekt »Resozialisierung durch Digitalisierung«. Es ist das erste Projekt in Deutschland, das über einen Zeitraum von drei Jahren untersucht hat, wie digitale Medien im Strafvollzug sicher und datenschutzkonform eingesetzt werden können. Bis Ende 2021 lief der Betrieb zu Umsetzungszwecken.

Ob Job- und Wohnungssuche, Nachrichten verfolgen, Kontakt zu Behörden oder einfach E-Mails schreiben – viele dieser Dinge erfordern heute auch digitale Kompetenzen. Um Inhaftierte an die Nutzung digitaler Medien heranzuführen, hat das Projekt den Einsatz von Tablets in der Justizvollzugsanstalt Heidering untersucht. Im Projekt kooperierte Fraunhofer FOKUS mit dem Institut für Bildung in der Informationsgesellschaft (IBI) und der JVA Heidering im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung.

Tablets trainieren den digitalen Lebensalltag nach der Entlassung

Auf den Tablets konnten die Gefangenen rund 30 freigegebene Internetseiten – darunter zum Beispiel das Infoportal berlin.de oder die Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung – abrufen und zusätzlich über eine Lernplattform auf zahlreiche digitale Weiterbildungsangebote zurückgreifen. Über die Online-Leihe der Zentral- und Landesbibliothek Berlin war es zudem möglich, Bücher oder Filme auszuleihen. Zudem erlaubte ein E-Mail-Programm, Bewerbungen zu schreiben und mit der Familie in Kontakt bleiben. Insgesamt waren rund 70 Tablets im Einsatz, die den inhaftierten Personen den Haftalltag erleichterten, vor allem aber auf das digitale Leben nach der Entlassung vorbereitet haben.

Missbrauch ausgeschlossen

Technisch wurden die Tablets in eine eigens aufgebaute WLAN- und Serverinfrastruktur eingebunden. Um einen Missbrauch der Geräte zu verhindern, hat Fraunhofer FOKUS die Funktionalität der Tablets eingeschränkt und diese speziell für den Einsatz in der JVA konfiguriert. Feste Regeln definierten den nutzbaren Funktionsumfang.

Ergebnisse des Projekts fließen in Regelbetrieb ein

Das Forschungsprojekt, welches von 2016 bis 2019 angesetzt war und dessen Betrieb zu Umsetzungszwecken bis 2021 aufrechterhalten wurde, zeigt, dass die Digitalisierung im Strafvollzug unter speziellen Sicherheitsanforderungen technisch und fachlich machbar ist. Die Ergebnisse werden nun in den Regelbetrieb überführt – auch in andere Berliner Haftanstalten.

Die SenJustVA hat inzwischen im Rahmen eines europaweiten Vergabeprozesses einen Dienstleister gefunden, der flächendeckend ein digitales Haftraumsystem einführt, welches die im Forschungsprojekt erarbeiteten Inhalte und Funktionen bereitstellt.