Teststrecke für automatisiertes und vernetztes Fahren in Berlin eröffnet
News vom 19. Sept. 2019
Am 19. September wurde die 3,6 Kilometer lange Teststrecke zwischen Ernst-Reuter-Platz und Brandenburger Tor nach einer 29-monatigen Vorbereitungszeit eröffnet. Fraunhofer FOKUS bot in Kooperation mit dem DCAITI der TU Berlin Probefahrten in automatisierten Autos an und zeigte die Vorteile der Fahrzeug-zu-X-Kommunikation, wie Gefahrenwarnungen vor Baustellen und Radfahrenden.
Über 29 Monate wurden Sensoren gebaut, Fahrzeuge umgerüstet, Software entwickelt und alles miteinander vernetzt. Nun ist die Teststrecke zwischen Ernst-Reuter-Platz und Brandenburger Tor bereit zur Inbetriebnahme. Im Rahmen des Forschungsprojektes »Die digital vernetzte Protokollstrecke – urbanes Testfeld automatisiertes und vernetztes Fahren in Berlin« (DIGINET-PS) werden hier unter realen Verkehrsbedingungen das automatisierte und vernetzte Fahren erforscht und weiterentwickelt, um öffentliche Verkehrsflüsse, die Umweltsituation sowie die Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden zu verbessern. Die Teststrecke wurde am 19. September 2019 durch den Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, sowie Prof. Dr. Christian Thomsen, dem Präsidenten der TU Berlin, eröffnet.
Das Daimler Center for Automotive Information Technology Innovations (DCAITI) an der TU Berlin und Fraunhofer FOKUS arbeiten sehr eng und erfolgreich in DIGINET-PS zusammen. Sie haben zur Eröffnung automatisierte Fahrten auf der Teststrecke angeboten und zeigten diverse Fahrzeug-zu-X-Anwendungen:
- Grüne Welle (Kommunikation Ampel/ Fahrzeug)
- Gefahrenwarnung Baustelle und vor Tieren (Kommunikation Straßeninfrastruktur/ Auto)
- Gefahrenwarnung Pannenfahrzeug und Notbremsung (Kommunikation Fahrzeug/ Fahrzeug)
- Gefahrenwarnung Radfahrer (Kommunikation Straßeninfrastruktur/Fahrzeug/Smartphone des Radfahrers)
Der Austausch der Daten ist dabei sowohl über WLAN-V2X (ITS-5G) als auch über LTE-V2X möglich.
Für das vernetzte und autonome Fahren kommen in dem Projekt diverse Plattformen und Software-Werkzeuge der Forscherinnen und Forscher zum Einsatz:
Integrated Testing and Evaluation Framework/ ITEF: Die Eigenentwicklung von Fraunhofer FOKUS erlaubt die Planung, Koordinierung und Auswertung von Feldversuchen mit mehr als 100 Fahrzeugen. Im ITEF können Drehbücher für verschiedene zu testende Funktionen angelegt werden, in denen die zu fahrenden Strecken, die Konfiguration der Fahrzeuge und die Anforderungen an die Fahrer festgelegt werden. In DIGINET-PS ermöglicht die ITEF-Software die Planung und Koordinierung der kooperativen automatisierten Fahrversuche, zum Beispiel für ein Kolonnenfahren.
- Local Dynamic Map/ LDM++: Unerlässlich für das automatisierte, vernetzte Fahren sind hochgenaue digitale Karten. Die LDM++ von Fraunhofer FOKUS verknüpft die digitale HD-Karte mit aktuellen Daten der Umgebung, z. B. den Geschwindigkeiten der Nachbarfahrzeuge und Wetterinformationen, und trägt so zu einem flüssigen, sicheren Verkehr bei.
- Fraunhofer-Lidar-Labeling-Tool/ FLLT.AI: Damit sich die Forschungsfahrzeuge von Fraunhofer FOKUS und DCAITI automatisiert, also autonom, auf der Teststrecke bewegen können, mussten sie zunächst »sehen« lernen. Mit Kameras, Radar und Laserscannern sammeln sie Daten. Die Herausforderung besteht dann aber darin, die Objekte in der Umgebung korrekt zu deuten. Für das KI-Training wurde FLLT.AI genutzt, mit dem die Bilddaten von Kameras und Lidar-Sensoren halbautomatisch analysiert und annotiert wurden.
- Virtual Testing Of Connected And Automated Driving/ VSimRTI: Bevor das automatisierte und vernetzte Fahren nun unter realen Bedingungen in der Berliner Innenstadt getestet werden kann, wurden umfangreiche Simulationen durchgeführt. Dafür wurde mit VSimRTI eine umfassende Rahmenstruktur zur Integration von einzelnen Simulatoren genutzt, die die Simulation von Smart-Mobility-Szenarien erleichtert.
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert das Projekt DIGINET-PS innerhalb der »Strategie automatisiertes und vernetztes Fahren« mit 4,63 Millionen Euro.