Akzeptanz automatisiertes Fahren
Der Studentin mit dem besten Testfahrt-Ergebnis wird ein Preis überreicht. Auch der Zweitplatzierte wird von FOKUS-Forscher Daniel Becker bei der Siegerehrung gewürdigt.  Fraunhofer FOKUS

Zurückhalten bitte! Nutzerakzeptanz im automatisierten Fahrzeug

News vom 06. Sept. 2018

Im Rahmen des iKoPA-Projekts wird bei Fraunhofer FOKUS ein interaktiver Simulator zur virtuellen Erprobung des automatisierten Fahrens und zur Analyse der Nutzerakzeptanz entwickelt. Dazu wurden verschiedene Fahrszenarien erstellt, in denen Studierende der TU Berlin das Systemverhalten überwachen und in schwierigen Situationen eingreifen mussten. In einer Siegerehrung wurde der Studentin mit dem besten Testfahrt-Ergebnis ein Preis überreicht.

Damit die Forschung und Entwicklung vollautomatisierter Fahrzeuge auch in Deutschland weiter vorangetrieben werden kann, ist die Akzeptanz potenzieller Nutzerinnen und Nutzer gegenüber automatisierten Fahrzeugen entscheidend. Im Rahmen der iKoPA-Forschungsinitiative wird ein Simulator zur virtuellen Erprobung des automatisierten Fahrens entwickelt, mit dem Nutzer in einem realistischen Auto-Cockpit verschiedene Fahrszenarien erleben können. Wie in einem echten automatisierten Fahrzeug dreht sich das Lenkrad im Simulator eigenständig, während der Benutzer eine virtuelle Fahrt durch eine 3D-Welt sieht, projiziert auf eine große Leinwand. Dabei können verschiedene Fahrszenarien simuliert werden, beispielsweise eine störungsfreie Fahrt ohne andere Verkehrsteilnehmer unter idealen Bedingungen. Allerdings ist es auch möglich, komplexe Verkehrssituationen zu simulieren, in denen ein Eingreifen der Nutzer notwendig wird, um eine Kollision mit plötzlich auftauchenden Hindernissen zu verhindern. Außerdem können auch Systemfehler, wie unerwartete rapide Geschwindigkeitserhöhung, dichtes Auffahren durch Sensorungenauigkeiten oder auch ein Hackerangriff nachgestellt werden.

Studierende der TU Berlin haben in einem Test sowohl störungsfreie als auch komplexe Testfahrten durchgeführt und wurden anschließend nach ihrem subjektiven Empfinden der Testfahrt befragt. Zur Analyse der Empfindungen wurden die Teilnehmenden gebeten, alle Eindrücke und Empfindungen während der Fahrt zu verbalisieren, sodass diese im Nachgang detailliert ausgewertet werden, da ihre Fahrten außerdem per Video aufgezeichnet wurden. Um die Motivation und Konzentration während des Tests zu fördern, wurde als spielerisches Element für die Teilnehmenden ein Punktestand berechnet. Pluspunkte erhielten sie für das schnelle Erreichen des Ziels, Punktabzug hingegen für das Eingreifen in das System, z.B. für das Festhalten des Lenkrads oder die Betätigung der Bremse, oder eine auftretende Kollision. Das beste Ergebnis wurde durch eine Studentin erzielt, die nun im Rahmen einer Preisverleihung ausgezeichnet wird.

»Die Evaluation zeigt, dass die Nutzer ein großes Interesse am automatisierten Fahren haben, allerdings diesem Thema auch skeptisch gegenüberstehen«, fasst Dr. Ilja Radusch, Leiter des Geschäftsbereichs Smart Mobility zusammen. »Vor allem in hochdynamischen Verkehrssituationen besteht noch Unsicherheit, ob das Fahrzeug zuverlässig auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren kann. Daher sollte das Fahrzeug dem Nutzer über ein aussagekräftiges Benutzerinterface die Entscheidungsfindung verständlich darstellen. Außerdem sollten automatisierte Fahrzeuge zunächst in weniger komplexen Szenarien, wie z.B. auf Autobahnen oder in Tiefgaragen, eingesetzt werden, sodass die Nutzer über die Zeit Vertrauen in diese neue Technologie entwickeln können.«

Das Projekt iKoPA wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und läuft bis zum November 2018. Beteiligt sind neben Fraunhofer FOKUS die Bayerische Medien Technik (bmt) GmbH, das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT), das Daimler Center für Automotive Information Technology Innovations (DCAITI) an der TU Berlin, die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar), SWARCO Traffic Systems GmbH, NXP Semiconductors Germany GmbH und das unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD).