Umweltbundesamt: E-Government weiterdenken

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Ausgangslage & Aufgabe

Verwaltung neu denken – aber wie? Inmitten von Klimakrise, digitalem Wandel und gesellschaftlicher Unsicherheit braucht der Staat neue Antworten. Die klassischen Werkzeuge und Strukturen reichen oft nicht mehr aus, um mit den dynamischen Veränderungen Schritt zu halten. In dieser Gemengelage gewinnt die Frage an Dringlichkeit, wie der Staat nicht nur reaktions-, sondern gestaltungsfähig bleibt – nachhaltig, digital und bürgernah.

Genau hier setzt das vom Umweltbundesamt initiierte Forschungs-, Strategie- und Transformationsvorhaben „E-Government weiterdenken“ an. Die zentrale Idee: Wenn die Welt sich schneller verändert als die Verwaltung reagiert, braucht es neue Denk- und Handlungsräume – mutig, experimentell und konsequent menschenzentriert. Ziel war es, zukunftsfähige Formen der Verwaltungsorganisation und -kultur nicht nur zu erforschen, sondern gemeinsam mit Praktiker*innen zu gestalten, zu erproben und weiterzuentwickeln.

Lösungsansatz & Umsetzung

Kern des Vorhabens war das Prinzip der experimentellen Verwaltung – also die bewusste Abkehr vom reinen Regelvollzug hin zu einem Gestaltungsverständnis, das Lernen, Erproben und iterative Entwicklung fördert. Statt „weiter wie bisher“ setzt das Forschungsvorhaben auf einen echten Perspektivwechsel: Verwaltung wird zum Lernraum, Experimente zum Arbeitsmodus. Zwei zentrale Instrumente wurden im Rahmen des Forschungsvorhabens dafür entwickelt, pilothaft erprobt und reflektiert:

  • Das Reifegradmodell für eine nachhaltige Digitalisierung unterstützt Verwaltungen dabei, ihren digitalen Entwicklungsstand systematisch einzuschätzen – einfach, verständlich, anschlussfähig. Statt Checkliste setzt es auf niedrigschwellige Zugänge und stellt die Menschen in den Mittelpunkt. Zehn klar definierte Dimensionen – von Strategie bis Innovationskultur – helfen Verwaltungen, den eigenen Standort zu bestimmen und gezielt weiterzuentwickeln.
  • Das Gov-Lab wurde als methodisch gestützter Experimentierraum konzipiert, um komplexe Problemlagen in iterativen Prozessen zu bearbeiten. Es schafft geschützte Bedingungen, unter denen auch ein „kontrollierter Regelbruch“ erlaubt ist – gestützt durch Experimentierklauseln, die kreative Abweichungen vom Normalbetrieb absichern und damit Innovation erst möglich machen.

Ein zentrales Ergebnis des Projekts ist die Bedeutung organisationaler Ambidextrie: Verwaltungen müssen gleichzeitig ihr Tagesgeschäft effizient bewältigen (Exploitation) und innovative Wege erkunden (Exploration). Diese doppelte Handlungsfähigkeit ist essenziell für eine transformative Verwaltung – und stellt neue Anforderungen an Führung

Wer wissen will, wie das konkret aussieht, welche Erfolgsfaktoren entscheidend sind – und was das alles mit Fehlerkultur, agilen Teams und Nachhaltigkeit „by Design“ zu tun hat, findet die Antworten im Abschlussbericht von „E-Government weiterdenken“. Er lädt dazu ein, Verwaltung als lernende, adaptive Organisation zu verstehen. Lesenswert für alle, die Verwaltung nicht nur reformieren, sondern transformieren wollen – nachhaltig, mutig und menschenzentriert.