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Neue Studie »Verwaltung in Krisenzeiten«

News vom 04. Dez. 2020

Die heute von Next:Public veröffentlichte Studie »Verwaltung in Krisenzeiten« eröffnet Einblicke in die Krisenbewältigung aus Verwaltungs- und Bürgerperspektive. Das Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) und der Geschäftsbereich Digital Public Services am Fraunhofer FOKUS haben als Ideengeber an der Studie mitgewirkt. 

Eine Bestandsaufnahme der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Öffentlichen Dienst

Die vorliegende Studie basiert auf der bisher größten zum Thema durchgeführten Verwaltungsbefragung mit fast 5000 ausgewerteten Fragebögen. An einer weiteren Online-Umfrage haben außerdem 5000 Bürgerinnen und Bürger teilgenommen. Die hohe Anzahl der Teilnehmenden an beiden Befragungen liefert wertvolle Erkenntnisse zu den Herausforderungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltungen in der andauernden COVID-19-Krise und zeigt auf, wo es Optimierungspotenziale beispielsweise bei der internen Arbeitsorganisation oder im Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern gibt.

Die andauernde Corona-Pandemie macht deutlich, dass öffentliche Verwaltungen in Zeiten der Krise an Bedeutung noch weiter gewinnen und so schnell zum Nadelöhr für eine funktionierende Gesellschaft und Wirtschaft werden. Den Verwaltungen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene ist es während der ersten Phase der Corona-Pandemie gelungen, arbeitsfähig zu bleiben – häufig Dank des hohen Einsatzes ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Fast die Hälfte der Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene sahen sich einer höheren oder sehr viel höheren Arbeitsbelastung ausgesetzt, wie die neue Studie »Verwaltung in Krisenzeiten« zeigt. Zusätzlich wurde jede/r vierte Beschäftigte – auf kommunaler Ebene sogar jede/r Dritte – mit anderen Aufgaben betraut, zum Beispiel, um die Gesundheitsämter zu unterstützen.

Rund die Hälfte der Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter arbeitete mehrheitlich im Homeoffice, rund ein Viertel musste jedoch weiterhin täglich zur Behörde – in den Kommunen sogar 42 Prozent der Beschäftigten. Während der Großteil der für die Studie befragten Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter die Leistungsfähigkeit der eigenen Behörde während der ersten Welle der Corona-Pandemie nur geringfügig eingeschränkt sah, stimmten dem nur 44 Prozent der Bürgerinnen und Bürger zu (voll funktionsfähig zwölf Prozent, eher funktionsfähig 32 Prozent). 27 Prozent gaben an, dass sie die Verwaltung als weniger und neun Prozent als gar nicht funktionsfähig wahrgenommen haben.

Trotz mangelnder technischer Ausstattung probieren Behörden verstärkt Innovationen aus

Die Corona-Krise sorgt für hohe Dynamik beim Thema Homeoffice in der Verwaltung. Die technische Ausstattung der Mitarbeitenden in den Behörden war während des ersten Lockdowns nur unzureichend. So hatte nur die Hälfte der Beschäftigten einen Dienst-Laptop zur Verfügung. Um arbeitsfähig zu bleiben und auch um z.B. an Videokonferenzen teilzunehmen, haben zwei Drittel auf private Technik zurückgegriffen. Ebenfalls zwei Drittel hatten bei der Erfüllung ihrer Arbeitsaufträge mit Server- und Netzproblemen zu kämpfen. Gleichzeitig jedoch entwickelten sich einige Behörden während der Pandemie zu Experimentierräumen: Technische Neuerungen wurden schneller eingeführt und die Innovationsoffenheit wurde von den Beschäftigten als größer wahrgenommen.

Digitale Verwaltungsservices wurden auch von Seiten der Bevölkerung stärker genutzt, konnten aber nicht überzeugen. In einer parallel durchgeführten Bürgerbefragung gab ein Fünftel der Befragten an, dass sie während der ersten Phase der Pandemie stärker von den Online-Diensten der Verwaltung Gebrauch gemacht haben. Allerdings war knapp die Hälfte derer, die die digitalen Angebote der Verwaltung genutzt haben, nicht zufrieden.

Zukünftig wünschen sich die Bürgerinnen und Bürger, stärker per E-Mail oder Online-Dienst mit der Verwaltung zu kommunizieren, allerdings bleibt der Termin vor Ort für knapp 40 Prozent der Befragten wichtig.

Die Ergebnisse der Studie werden unter anderem bei einer Online-Diskussion des dbb beamtenbund und tarifunion am 9. Dezember vorgestellt und kritisch gewürdigt: https://dbb-dialog.de.