Digitalisierung in Kommunen: Eine Typfrage?
News vom 20. Okt. 2020
Kommunen gehen die Mammutaufgabe der digitalen Transformation in der Praxis sehr unterschiedlich an. In einer neuen Publikation untersucht das Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) zusammen mit der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt), welche Typen sich finden lassen, welche Schwerpunkte sie kennzeichnen und was die Kommunen von anderen Typen lernen können.
IT-Abteilung oder Chief Digital Officer (CDO)? Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger oder Einbezug externer Expertinnen und Experten? Fokussierung auf die öffentliche Verwaltung oder Öffnung zur örtlichen Gemeinschaft? Bei der Herangehensweise an die Digitalisierung gehen Kommunalverwaltungen höchst unterschiedliche Wege.
Bei genauerem Blick auf die Daten kristallisieren sich vier Typen heraus, die sich in Zielen, Schwerpunktsetzungen und Umsetzungswegen systematisch unterscheiden:
Recht und Ordnung bewahren: die Bedächtigen
Dem Typ der Bedächtigen geht es vor allem darum, rechtliche Vorgaben umzusetzen. Gerne wird dabei auf vorhandenen Angeboten und Strategien anderer öffentlicher Verwaltungen aufgebaut. Dadurch und durch die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen können Ressourcen geschont und Synergien freigesetzt werden.
Effizienz und Effektivität steigern: die Optimierer
Der Typ der Optimierer sieht die Digitalisierung vor allem als Möglichkeit, die Effizienz und Effektivität des Verwaltungshandelns zu erhöhen. Durch Nutzung der Verwaltungsdaten und neuartige Dienste wie Chatbots und mobile Apps können Abläufe optimiert und das Leistungsangebot erweitert werden.
Eine gute Nutzererfahrung bieten: die Serviceorientierten
Dem Typ der Serviceorientierten ist die Zufriedenheit der Verwaltungsmitarbeitenden und der Bürgerinnen und Bürger ein großes Anliegen. Eine integrierte Strategieentwicklung unter Berücksichtigung der kommunalen Handlungsfelder, Datennutzung und die Qualifizierung der Mitarbeitenden sollen zur Attraktivität der Kommune und einer offenen und bürgernahen Verwaltung beitragen.
Wirtschaft und Bürgerinnen und Bürger im Fokus: die Community Manager
Der Typ der Community Manager konzentriert sich vor allem auf die Bedarfe der örtlichen Gemeinschaft. Die Weiterentwicklung der kommunalen Daseinsvorsorge unter Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger, digitale Innovationen und der Aufbau von Digitalkompetenz in Wirtschaft und Bevölkerung werden dabei gezielt unterstützt.
Natürlich fügt sich nicht jede Kommune vollständig in diese »Stereotypen«. In der statistischen Betrachtung zeigen sich jedoch weitere charakteristische Unterschiede. Während beispielsweise bei Optimierern und Community Managern bereits häufiger CDO oder Chief Information Officer (CIO) in der Verantwortung stehen, setzen Bedächtige und Serviceorientierte in Digitalisierungsfragen schwerpunktmäßig auf die Fachbereiche IT und Organisation. Beim Beispiel der Online-Partizipation zeigt sich, dass Optimierer relativ häufiger auf Befragungen zurückgreifen, während Serviceorientierte die Hinweise aus Mängelmeldern nutzen, die auch von fast der Hälfte der Bedächtigen eingesetzt werden. Community Manger bieten darüber hinaus auch die Beteiligung an Bürgerhaushalten und Planfeststellungsverfahren online an.
Kein Königsweg
Ein »Königsweg« lässt sich beim Vergleich der Kommunentypen nicht ausmachen. Der Schlüssel ist vielmehr, das eigene Vorgehen zu reflektieren, blinde Flecken zu identifizieren, sich von eingeschlagenen Pfaden auch wieder lösen zu können und offen dafür zu sein, von anderen Kommunen zu lernen. Die Studie zeigt, wie unterschiedlich die Digitalisierung in den Kommunen aktuell angegangen wird und liefert gleichzeitig Inspirationen, um eigene Prozesse und Denkweisen zu hinterfragen.