Mobilität mit Gefahrenwarnung
Fraunhofer FOKUS

RealLabHH: Sicher zu Fuß, auf dem Rad oder per E-Scooter durch die Stadt

News vom 16. Juli 2020

Rund 30 Projektpartner entwickeln bis Ende 2021 digitale Mobilitätslösungen in einem gemeinsamen Ökosystem für die Hansestadt Hamburg. Fraunhofer FOKUS beteiligt sich an einer App für besonders schutzbedürftige Verkehrsteilnehmende, wie Fußgänger, Fahrradfahrerinnen sowie Nutzer von E-Scootern. 

Insgesamt elf RealLabHH-Teilprojekte sollen helfen, die folgende Frage besser zu beantworten: Wie kann die Digitalisierung das Verkehrssystem nachhaltiger, sicherer, komfortabler und zuverlässiger gestalten?Die gesellschaftliche Debatte zu digitalen Mobilitätsservices steht dabei im Zentrum des Gesamtprojekts und soll wichtige Erkenntnisse darüber liefern, welche Mobilitätslösungen sich in welcher Ausgestaltung in der Praxis bewähren. Ein wesentliches Kennzeichen des Projektes ist die kontinuierliche und umfassende Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger. Die geplanten Teilprojekte reichen dabei vom Mobilitätsbudget anstelle eines Dienstwagens über die Schaffung einer anbieterunabhängigen Mobilitätsplattform bis hin zum Beitrag von Fraunhofer FOKUS: der Entwicklung einer Lösung für besonders schutzbedürftige Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Straßenverkehr.

Warnung vor Kollisionen und Hindernissen

Neben der Fortbewegung zu Fuß und per Rad leistet die elektrifizierte Mikromobilität, also E-Scooter oder Elektro-Fahrräder, einen wertvollen lokalen Beitrag für die emissionsfreie Mobilität in der Stadt. Diese Verkehrsteilnehmer sind im Vergleich zu Personen im Auto, Bus oder LKW einem erhöhten Verletzungsrisiko ausgesetzt – im Englischen nennt man diese Gruppe »vulnerable road users« (VRU). Deshalb steht bei der integrierten Lösung von Fraunhofer FOKUS die Steigerung der Verkehrssicherheit für die VRU im Vordergrund. Der Dienst soll zum Beispiel den Nutzer oder die Nutzerin vor einer Kollision mit einem anderen Verkehrsteilnehmer oder Hindernis auf dem eigenen Smartphone warnen. Zentraler technologischer Baustein dafür ist eine hochgenaue Lokalisierung, die bisher für jede App und jeden Smartphone-Typ einzeln entwickelt und getestet werden muss. 

Das Fraunhofer-Forschungsteam des Geschäftsbereichs Smart Mobility verarbeitet die Smartphone-Sensorik zur Bestimmung der Position und Ausrichtung mithilfe von Mobile Edge Computing, einer Cloud-Infrastruktur, die nah am Mobilfunknutzer angebunden ist. Dieser »Location-as-a-Service (LaaS)« Dienst kann dann für Applikationen, wie den Gefahrenwarner oder einen Ampelphasen-Assistenten (Green Light Optimal Speed Advisory – GLOSA) genutzt werden. Eine Herausforderung hierbei ist im Vergleich zur Lokalisierung eines Autos, dass sich beim Fahrrad oder Scooter das Smartphone an unterschiedlichen Orten befinden kann – z.B. am Lenker oder in der Hosentasche – und ggf. große Lenkbewegungen die Lokalisierung erschweren. In einem nächsten Schritt sollen auch Sensordaten von Fahrzeugen in der Umgebung, z. B. von Kameras und Laserscanner, mit einbezogen werden, um die Präzision weiter zu verbessern.

Präsentation der Ergebnisse auf dem ITS-Weltkongress 2021 in Hamburg

Zentrales Ziel des Projektes RealLabHH ist die Erstellung von Handlungsempfehlungen für die umwelt- und klimagerechte Umgestaltung des Mobilitätssystems. Auf dem ITS-Weltkongress 2021 werden die Ergebnisse und Demonstratoren des Reallabors im Stadtgebiet und im Umland von Hamburg präsentiert. Unterstützt vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ist die Freie und Hansestadt Hamburg Gastgeber des weltweit größten Kongresses für intelligente Verkehrssysteme und Services, welcher von 11. bis 15. Oktober 2021 stattfindet. Das Projekt RealLabHH wird von der Hamburger Hochbahn AG geleitet, läuft bis Ende 2021 und wird vom BMVI mit rund 20,5 Millionen Euro gefördert. Hervorgegangen ist das Projekt RealLabHH aus der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM).