Insgesamt elf RealLabHH-Teilprojekte sollen helfen, die folgende Frage besser zu beantworten: Wie kann die Digitalisierung das Verkehrssystem nachhaltiger, sicherer, komfortabler und zuverlässiger gestalten? Die gesellschaftliche Debatte zu digitalen Mobilitätsservices steht dabei im Zentrum des Gesamtprojekts und soll wichtige Erkenntnisse darüber liefern, welche Mobilitätslösungen sich in welcher Ausgestaltung in der Praxis bewähren.
Die Teilprojekte des RealLabHH reichen vom Mobilitätsbudget anstelle eines Dienstwagens über die Schaffung einer anbieterunabhängigen Mobilitätsplattform bis hin zu Lösungen für besonders schutzbedürftige Verkehrsteilnehmende. Unter der Konsortialführerschaft der Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN) ist dabei die kontinuierliche und umfassende Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger vorgesehen.
Warnung vor Kollisionen und Hindernissen
Neben der Fortbewegung zu Fuß und per Rad leistet die elektrifizierte Mikromobilität, also E-Scooter oder Elektro-Fahrräder, einen wertvollen lokalen Beitrag für die emissionsfreie Mobilität in der Stadt. Diese Verkehrsteilnehmer sind im Vergleich zu Personen im Auto, Bus oder LKW einem erhöhten Verletzungsrisiko ausgesetzt – im Englischen nennt man diese Gruppe »vulnerable road users« (VRU). Deshalb steht bei der integrierten Lösung von Fraunhofer FOKUS die Steigerung der Verkehrssicherheit für die VRU im Vordergrund. Der Dienst soll zum Beispiel den Nutzer oder die Nutzerin vor einer Kollision mit einem anderen Verkehrsteilnehmer oder Hindernis auf dem eigenen Smartphone warnen. Zentraler technologischer Baustein dafür ist eine hochgenaue Lokalisierung, die bisher für jede App und jeden Smartphone-Typ einzeln entwickelt und getestet werden muss.
Das Fraunhofer-Forschungsteam des Geschäftsbereichs Smart Mobility verarbeitet die Smartphone-Sensorik zur Bestimmung der Position und Ausrichtung mithilfe von Mobile Edge Computing, einer Cloud-Infrastruktur, die nah am Mobilfunknutzer angebunden ist. Dieser »Location-as-a-Service (LaaS)« Dienst kann dann für Applikationen, wie den Gefahrenwarner oder einen Ampelphasen-Assistenten (Green Light Optimal Speed Advisory – GLOSA) genutzt werden. Eine Herausforderung hierbei ist im Vergleich zur Lokalisierung eines Autos, dass sich beim Fahrrad oder Scooter das Smartphone an unterschiedlichen Orten befinden kann – z.B. am Lenker oder in der Hosentasche – und ggf. große Lenkbewegungen die Lokalisierung erschweren. In einem nächsten Schritt sollen auch Sensordaten von Fahrzeugen in der Umgebung, z. B. von Kameras und Laserscanner, mit einbezogen werden, um die Präzision weiter zu verbessern.
Präsentation der Ergebnisse auf dem ITS-Weltkongress 2021 in Hamburg
Zentrales Ziel des Projektes RealLabHH ist die Erstellung von Handlungsempfehlungen für die umwelt- und klimagerechte Umgestaltung des Mobilitätssystems. Auf dem ITS-Weltkongress 2021 wurden die Ergebnisse und Demonstratoren des Reallabors im Stadtgebiet und im Umland von Hamburg präsentiert. Unterstützt vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) war die Freie und Hansestadt Hamburg Gastgeber des weltweit größten Kongresses für intelligente Verkehrssysteme und Services vom 11. bis 15. Oktober 2021. Das Projekt RealLabHH wurde von der Hamburger Hochbahn AG geleitet, lief bis Ende 2021 und wurde vom BMVI mit rund 20,5 Millionen Euro gefördert. Hervorgegangen ist das Projekt RealLabHH aus der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM).