JVA Heidering in Brandenburg
Seit Juni 2018 können Häftlinge der JVA Heidering Tablets nutzen und sich für das Leben nach der Haft fit machen Sven Wolter / Creative Commons by-sa-3.0 de

Forschungsbericht zur Resozialisierung durch Digitalisierung erschienen

News vom 22. Juni 2022

Der Forschungsbericht für das von der Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung initiierte Projekt »Resozialisierung durch Digitalisierung« in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Heidering ist fertiggestellt. Im Forschungsprojekt befassten sich Fraunhofer FOKUS und das Institut für Bildung in der Informationsgesellschaft (IBI) mit der prototypischen Einführung mobiler Endgeräte in einer Teilanstaltsabteilung der JVA Heidering. Es ist das erste Projekt in Deutschland, das über einen Zeitraum von drei Jahren untersucht hat, wie digitale Medien im Strafvollzug sicher und datenschutzkonform eingesetzt werden können. Bis Ende 2021 lief der Betrieb zu Umsetzungszwecken weiter.

An der Pilotierung haben über den gesamten Zeitraum ca. 150 Inhaftierte teilgenommen. Auf den Tablets konnten die Gefangenen rund 30 freigegebene Internetseiten – darunter zum Beispiel das Infoportal berlin.de oder die Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung – abrufen und zusätzlich über eine Lernplattform auf zahlreiche digitale Weiterbildungsangebote zurückgreifen. Über die Online-Leihe der Zentral- und Landesbibliothek Berlin war es zudem möglich, Bücher oder Filme auszuleihen.

Der E-Mail-Dienst hatte sich im Forschungsprojekt bei den Inhaftierten als einer der beliebtesten Dienste der Inhaftierten-IT herauskristallisiert: zum einen, weil damit zeitnaher Kontakt zu Angehörigen, Freunden und Familie gepflegt werden kann, zum anderen, weil dadurch gegenüber der Telefonie bares Geld für die Inhaftierten gespart werden kann und es auch das Verschicken von Bewerbungen ermöglicht. Insgesamt waren rund 70 Tablets im Einsatz, die den inhaftierten Personen den Haftalltag erleichterten, vor allem aber auf das digitale Leben nach der Entlassung vorbereitet haben.

»Das Projekt »Resozialisierung durch Digitalisierung« ist ein Erfolg«, sagt Lutz Nentwig, Projektleiter und Leiter der Forschungsgruppe Fachprozesse und sichere IT-Infrastrukturen beim Fraunhofer FOKUS. »Der Pilotbetrieb erbrachte den Nachweis, dass die Digitalisierung im Strafvollzug zur Resozialisierung und zur Erleichterung des Haftalltags beiträgt. Die technische und fachliche Machbarkeit einer Digitalisierung im Kontext der speziellen Sicherheitsanforderungen im Strafvollzug ist möglich und sinnvoll«, so das Fazit des Wissenschaftlers. Die Senatsverwaltung für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung hat sich daher entschieden, aufgrund der positiven Ergebnisse des Forschungsprojekts diese in einen Regelbetrieb zu überführen und auf weitere Haftanstalten in Berlin auszuweiten. Für diese Aufgabe wurde in einer europaweiten Ausschreibung ein Dienstleister und Anbieter eines digitalen Haftraumsystems für den Regelbetrieb gesucht und gefunden.

Der Forschungsbericht ist in gedruckter Fassung und als PDF-Datei auf der Webseite von Fraunhofer FOKUS unentgeltlich erhältlich bzw. kann online auf der FOKUS-App gelesen werden.