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Marc Wiegelmann / iStock

Projekt DECIDO: Werkzeuge für evidenzbasierte Politikgestaltung

News vom 21. Febr. 2024

Evidenzbasierte Politikgestaltung durch Werkzeuge für Datenanalysen und »Co-Creation« unterstützen: Das war Ziel des EU-Projekts DECIDO, in dessen Rahmen ein Portal mit cloud-basierten Tools für die Verknüpfung von politischen Maßnahmen und Datensätzen entwickelt wurde. DECIDO ermöglichte zugleich die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in diesen Prozess und wurde in Italien, Finnland, Spanien und Griechenland durch öffentliche Behörden erprobt. Nun ist das Projekt abgeschlossen und stellt seine Erkenntnisse auf einer Open-Source-Plattform zur freien Verfügung.

Faktenbasierte Entscheidungen treffen, politische Maßnahmen evaluieren und ihre Wirksamkeit messen: Evidenzbasierte Politikgestaltung soll sicherstellen, dass politische Maßnahmen und Programme wirksam sind und tatsächlich dazu beitragen, die angestrebten gesellschaftlichen Ziele zu erreichen. Die Grundlage dafür sind belastbare Daten, die Zusammenhänge zwischen Maßnahmen und deren Wirkungen aufzeigen können.
Damit die datenbasierte Gestaltung von politischen Maßnahmen gelingt, braucht es technische Infrastrukturen und Werkzeuge, die den beteiligten Akteuren Zugang zu relevanten Datensätzen ermöglichen und bei ihrer Interpretation unterstützen. Das betrifft Tools für das Management von großen Datensätzen und ebenso wie Werkzeuge für deren Auswertung. Eine große Herausforderung stellt insbesondere die Bereitstellung solcher Tools für politische Entscheidungsträger und -trägerinnen und lokale Verwaltungen dar.

An der Umsetzung hat Fraunhofer FOKUS im EU-Horizon-Projekt DECIDO gemeinsam mit 14 Projektpartnern aus ganz Europa in den letzten drei Jahren gearbeitet. Ziel des Projekts war es, evidenz- und datenbasierte Politikgestaltung praktisch zu erproben: Dazu entwickelte DECIDO Technologien, Instrumente und Methoden, die Daten und die Gestaltung politischer Maßnahmen zusammenführen. Sie sollen politische Entscheidungsträgerinnen und -träger dabei unterstützen, ihre Entscheidungen auf Basis einer soliden Datengrundlage treffen zu können. Die DECIDO-Dienste ermöglichen darum,  Datensätze entlang des gesamten Politikzyklus einzubeziehen – von der Problemdefinition über die Politikformulierung bis hin zur Implementierung und Evaluierung von politischen Maßnahmen.


Portal mit Werkzeugen für Datenmanagement und Co-Creation entwickelt

Die Projektpartner haben ein Portal zur Verwaltung politischer Maßnahmen und Programme entwickelt, das alle Phasen des Politikzyklus abbildet. Innerhalb der DECIDO-Plattform können die Beteiligten ihre politischen Maßnahmen in jeweils eigenen Arbeitsumgebungen (»Policy Labs«) durch verschiedene Werkzeuge mit Daten zusammenführen und verbessern. Dafür steht den politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger ein Set an Tools für das Initiieren, Verwalten und Umsetzen von datengesteuerten Richtlinien und Maßnahmen zur Verfügung. Mithilfe dieser Tools können Plattformnutzer relevante Daten für politische Entscheidungsprozesse erfassen, speichern und visualisieren. Darüber hinaus lassen sich die Daten über das DECIDO-Portal mit den verschiedenen Schritten des Politikgestaltungsprozesses verknüpfen.

Gleichzeitig will DECIDO die Mitwirkung von Bürgerinnen und Bürgern an politischen Prozessen konkret fördern. Die Verknüpfung evidenzbasierter Politikgestaltung mit »Co-Creation«-Ansätzen ist daher ein wichtiger Baustein des Projekts. DECIDO ermöglicht es, Bürgerinnen und Bürger und lokale Gemeinschaften systematisch in die Gestaltung der Maßnahmen einzubeziehen – beispielsweise über das Einholen von Feedback über ein Co-Creation-Tool. So soll eine bürger:innenorientierte Gestaltung während des gesamten Politikzyklus gewährleistet werden.

Um diese Ziele zu erreichen, entwickelten die Projektpartner eigene Anwendungen und banden zugleich bestehende Dienste und Cloud-Infrastrukturen ein, beispielsweise die European Open Science Cloud (EOSC). Die EOSC ermöglicht europäischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Zugang zu Daten sowie zu Dienstleistungen für die Datenverarbeitung. Indem DECIDO einige seiner Werkzeuge mit Diensten der EOSC verknüpft (z.B. Check-In, Data-Hub, Jupiter-Hub), unterstützt das Projekt politische Entscheidungsträgerinnen und -träger dabei, bereits vorhandene Cloud-Infrastrukturen und Daten für die Politikgestaltung nutzen.

DECIDO-Tools in vier europäischen Städten und Regionen getestet

Die Ansätze und Instrumente von DECIDO wurden anhand verschiedener Anwendungsfälle in vier europäischen Pilotstädten und -regionen untersucht. Im Fokus standen dabei die Entwicklung und das Testen von Maßnahmen des Katastrophenrisikomanagements: Evakuierungs- und Präventionsstrategien bei Waldbränden (Kajaani, Finnland; Aragon, Spanien), Notfallmaßnahmen bei Überschwemmungen und Wetterwarnungen (Turin, Italien) sowie Notfallmechanismen bei Stromausfällen der öffentlichen Infrastruktur in griechischen Kommunen. Neben politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger bezogen die Piloten weitere Akteure mit ein, darunter lokale Behörden, Rettungsdienste, NGOs und Bürgerinnen und Bürger.

Mit dem erfolgreichen Abschluss des Projekts kann der Code für die Backend- und Frontend-Komponenten der Werkzeuge sowie Vorgaben für ihre Bereitstellung auf der Open-Source-Plattform Gitlab eingesehen werden. Der Geschäftsbereich Digital Public Services bei Fraunhofer FOKUS konzeptionierte das DECIDO-Portal, entwickelte die Benutzeroberfläche sowie das Werkzeug für die Datenverwaltung und war für die Integration der Werkzeuge in das Portal verantwortlich.