Curbside Management
Der Bordstein als neuralgischer Punkt im Straßenverkehr
Der Bordstein, englisch curb, also die Fläche zwischen Straße und Fahrrad- bzw. Fußgängerweg ist ein zentraler Bereich im urbanen Straßenverkehr. Er wird von diversen Verkehrsteilnehmern und je nach Tageszeit ganz unterschiedlich genutzt.
Der Platz am Bordstein ist aber begrenzt. Aktuell wird die Nutzung des Bordsteins meist statisch durch Verkehrsschilder geregelt. Eine flexible Nutzung wird lediglich durch Zeitbegrenzungen erzielt, z. B. für Lieferzonen. Dass dieses Vorgehen die Bedürfnisse nicht erfüllen kann, erkennt man z. B. daran, dass das zwar kurzfristige aber dennoch illegale Zweite-Reihe-Parken eine gelebte Praxis ist.
Doch wie kann die Lage rund um die Uhr erfasst werden?
Es wäre zu aufwändig, diese Flächen manuell zu tracken, zu teuer flächendeckend Sensoren zu verbauen, und unzureichend ausschließlich mit GPS ausgestattete Fahrzeuge zu erfassen.
Das Smart-Mobility-Team von Fraunhofer FOKUS entwickelt daher eine Curbside-Screening-Lösung, die diverse Sensor-Quellen integriert, um ein akkurates Abbild der aktuellen Straßensituation zu erhalten. Das Team nutzt dafür Daten von:
- bereits vorhandene Sensoren in Straßenlaternen, in der Straße etc.
- Smartphones von Verkehrsteilnehmenden
- hochautomatisierten, vernetzten Fahrzeugflotten
- einer eigens entwickelten App, mit der z. B. Busse oder die Müllabfuhr nebenbei die Straßensituation erfassen (siehe Projekte Shuttles&Co und KIS‘M)
Die Daten werden im Backend im Fraunhofer-Institut datenschutzkonform zusammengeführt. So entsteht ein Lagebild in Echtzeit, mit dem sich die Nutzung relevanter Zonen orchestrieren und Missbrauch verhindern lässt.
Ziel: Dynamische Haltezonen
In ausgewiesenen Curbside-Management-Zonen können die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer dann in Zukunft auf Basis der aktuellen Bordstein-Belegung per App ein freies Zeitfenster in der gewünschten Nutzungsdauer und in passender Größe buchen.
Um Datenschutz zu gewährleisten, wird lediglich weitergeleitet, welche Flächen belegt sind. Illegal abgestellte Fahrzeuge werden durch einen Abgleich mit den angemeldeten Kennzeichen ermittelt und können dann an das Ordnungsamt gemeldet werden, allerdings ohne ein konkretes Kennzeichen zu übermitteln.
Fraunhofer FOKUS führt erste Tests 2024 in Berlin durch.