ÜBERBLICK
Das Subcommittee SC 38 (Distributed Application Platforms and Services – DAPS) ist Teil des Joint Technical Committee ISO/IEC JTC 1 der Internationalen Organisation für Standardisierung (ISO) und der International Electronic Commission (IEC). Seit der Gründung der SC 38 Arbeitsgruppe WG 3 zum Thema Cloud Computing im Jahre 2009 wurden in einer fortlaufenden Kooperation von Microsoft und Fraunhofer FOKUS eine Reihe von Beiträgen zu dieser Arbeitsgruppe erarbeitet. Zudem tragen FOKUS-Experten und Expertinnen zu den Aktivitäten des NA 043 Normenausschusses der Informationstechnik und Anwendungen NA 043-01-38 AA Arbeitsausschuss Verteilte Anwendungsplattformen und Dienste des Deutschen Instituts für Normung (kurz NIA-01-38 AA) bei, der die Aktivitäten des JTC1 1/SC 38 spiegelt.
CLOUD COMPUTING NUTZUNGSFÄLLE
Als Grundlage für die Bestimmung und Entwicklung neuer Themen wendet die SC 38 WG 3 einen Ansatz an, der auf Nutzungsfällen (use cases) beruht. Fraunhofer FOKUS hat hierfür eine Methodologie zur Präsentation und Analyse derartiger Nutzungsfälle entwickelt, die die folgenden Teilaspekte umfasst:
- Eine Klassifizierung von Nutzungsfällen bezüglich ihrer juristischen, organisatorischen und technischen Implikationen;
- Templates zu ihrer Beschreibung;
- Analyseansätze zum Vergleich von Nutzungsfällen.
Vorbereitende Arbeiten zu dieser Methodologie finden sich
auch in dem Whitepaper »Cloud Concepts for the Public Sector in Germany – Use
Cases«
Standing Documents
Fraunhofer FOKUS ist verantwortlich für die Pflege und
Weiterentwicklung zweier Standing Documents des SC 38:
- »Standing
Document SD1: Methodology and Guidelines for Cloud Computing Usage Scenario and
Use Case Analysis« beschreibt die genannte Methodologie
- »Standing Document SD2: Compendium of Cloud Computing Usage
Scenarios and Use Cases« ist eine umfangreiche Sammlung von Nutzungsfällen
basierend auf dem in SD1 beschriebenen Ansatz.
Beide Standards werden erwartungsgemäß als kostenfreie
Dokumente zum Ende des Jahres 2014 veröffentlicht.
- Die Referenzarchitektur unterscheidet zwischen der Nutzer-
und der funktionalen Perspektive auf ein Cloud Computing System. Die
Nutzerperspektive beschreibt die wesentlichen Rollen, die die Parteien
einnehmen können, die in der Nutzung oder Bereitstellung eines Cloud-Dienstes
involviert sind. Die funktionale Perspektive beschreibt die technischen
Komponenten (oder funktionalen Einheiten) eines Cloud-Systems.
- Abbildung auf ISO/IEC 20000-1. Der Internationale Standard
ISO/IEC 20000-1 beschreibt Anforderungen an einen IT-Dienstleister durch die
Beschreibung der Prozesse, die dieser Dienstleister implementiert. Das
Kollaborationsteam von SC 38 und SG 13 hat eine Ad-hoc Gruppe ins Leben
gerufen, die unter der Leitung von FOKUS-Experten und Expertinnen die Beziehung von ISO/IEC 20000-1
und den Aktivitäten eines Cloud-Dienstleisters analysieren soll, die in der
Referenzarchitektur beschrieben werden. Ein ausführlicher Bericht mit den
Ergebnissen dieser Gruppe wurde zusammengestellt und an ISO/IEC JTC 1/SC 40
übermittelt, das für die Pflege der ISO/IEC 20000 Familie von Standards
verantwortlich ist.
Beiträge zur ETSI Cloud Standards Coordination Das European Telecommunication Standardization Institute (ETSI) hat in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission eine sogenannte Cloud Standards Coordination (CSC) Gruppe ins Leben gerufen, die mit der Umsetzung eines Teils der europäischen Cloud-Strategie beauftragt ist. Zielsetzung der CSC ist die Entwicklung einer umfassenden Bestandsaufnahme des Grades der Standardisierung im Bereich Cloud Computing. Fraunhofer FOKUS Expertinnen und Experten haben als Liaison des SC 38 und der CSC fungiert. Darüber hinaus wurden die SC 38 Standing Documents des SC 38 (s.o) der CSC als Arbeitsgrundlage zur Verfügung gestellt.
COMPUTING VOKABULAR UND REFERENZARCHITEKTUR
Die ersten beiden Standards des SC 38 im Bereich Cloud Computing wurden durch ein Kollaborationsteam entwickelt, das aus Experten und Expertinnen der SC 38 WG 3 und der Study Group SG 13 der International Telecommunication Union (Telecommunication Standardization Sector) ITU-T bestand:
- Information Technology – Cloud Computing – Overview and Vocabulary
- Information Technology – Cloud Computing – Cloud Computing Reference Architecture
AKTUELLE ARBEITEN
Cloud Computing Dienstgütervereinbarungen
Ein neues Projekt der SC 38 WG 3 behandelt das Thema Dienstgütevereinbarungen (Service Level Agreements - SLAs) für Cloud-Dienste. Hierzu wird ein dreiteiliger Standard entwickelt, der einen Baukasten von Elementen für SLAs zur Verfügung stellen soll, die es erlauben, SLAs einheitlich zu beschreiben und somit den Vergleich der Angebote verschiedener Anbieter ermöglichen. Die drei Teile des Standards sind:
- Information Technology – Cloud Computing – Service Level Agreement (SLA) Framework and Terminology – Part 1: Overview and Concepts
- Information Technology – Cloud Computing – Service Level Agreement (SLA) Framework and Terminology – Part 2: Metrics
- Information Technology – Cloud Computing – Service Level Agreement (SLA) Framework and Terminology – Part 3: Core Requirements
Neue Projekte
Mit der Finalisierung der Projekte zu den Themen Cloud Computing Vokabular und Referenzarchitektur hat das SC 38 eine Study Group etabliert, deren Auftrag in der Bestimmung zukünftiger Themen bestand. Eine Reihe von potentiellen Projekten wurde diskutiert. Zwei davon wurden vom SC 38 als Projekte übernommen:
- Cloud Computing Datenklassen und Datenflüsse. Dieser Standard soll die verschiedenen Daten und Datenflüsse beschreiben, die durch die Interaktion mobiler Endgeräte und Cloud-Dienste entstehen.
- Cloud Computing Interoperabilität und Portabilität. Zurzeit werden die Begriffe Interoperabilität und Portabilität in verschiedenen Kontexten verwendet, wobei auf eine Vielzahl von Konzepten verwiesen wird. Dieser Standard wird eine konzeptionelle Klärung dieser Begriffe im Zusammenhang mit Cloud Computing vornehmen.