Auf die Sensorquelle kommt es an: Projekt ConnRAD steigert die Resilienz der vernetzten Mobilität
Zum Abschluss des Forschungsprojekts ConnRAD hat Fraunhofer FOKUS auf der Bosch-Erprobungsbahn in Renningen mit Partnern demonstriert, dass die Fahrzeug-zu-X-Kommunikation durch die Übertragung von Metadaten zu den Fähigkeiten der Sensorquelle sicherer und resilienter wird.
Die Fahrzeug-zu-X-Kommunikation, also der Austausch von Sensorinformationen zwischen Fahrzeugen sowie der Straßeninfrastruktur wie Schildern und Ampeln, erhöht die Sicherheit im Verkehr. Allerdings sind die Daten dabei heterogen und unterschiedlich aussagekräftig: Sie stammen von verschiedenen Sensoren, wie Laserscanner (Lidar), Radar oder Kameras, von unterschiedlichen Herstellern und sind je nach Situation – etwa bei starkem Regen – unterschiedlich zuverlässig. Im Projekt ConnRAD (»Connectivity & Resilienz für automatisierte Fahrfunktionen in Deutschland«) hat das Smart-Mobility-Team von Fraunhofer FOKUS mit Partnern aus Industrie und Forschung erarbeitet, wie vernetzte Verkehrssysteme gestaltet, entwickelt und freigegeben werden können.
Das Forscherteam von Fraunhofer FOKUS hat dafür die Protokolle der Fahrzeug-zu-X-Kommunikation um die Übermittlung der Sensorgüte erweitert, also um Angaben zur Art und Qualität der Informationsquelle. Diese Erweiterung wurde in die Software der automatisierten Forschungsfahrzeuge integriert, so dass sie nun eigenständig Entscheidungen auf Basis der angereicherten Informationen und einer Hierarchie der Sensorgüte treffen. Beispielsweise werden Lidar-Informationen als zuverlässiger eingestuft als Radardaten, da Lidar-Sensoren auch langsame Fahrzeuge gut erkennen können.
Anhand des Use Cases »Linksabbiegen an einer städtischen Kreuzung« zeigte Fraunhofer FOKUS mit Bosch, dem Konsortialführer des Projekts, dass diese zusätzlichen Metadaten die Sicherheit an Kreuzungen erhöhen. Bei der Abschlussveranstaltung am 23. Oktober 2025 auf der Bosch-Erprobungsbahn in Renningen wurde dies in einer Demo mit drei Varianten präsentiert:
- Kommunikation Infrastruktur-zu-Fahrzeug, Freigabe der Kreuzung ohne Metadaten. Ergebnis: Dies würde zu einem Unfall führen, wenn der Fahrer nicht eingreift.
- Kommunikation Infrastruktur-zu-Fahrzeug, Freigabe der Kreuzung mit der Quellennennung Radar. Ergebnis: Fahrzeug erkennt, dass keine hohe Verlässlichkeit besteht und würde das Linksabbiegen abbrechen.
- Kommunikation Infrastruktur-zu-Fahrzeug, Freigabe der Kreuzung mit der Quellennennung Radar und Lidar. Ergebnis: Fahrzeug kann sicher abbiegen.
Bernd Schäufele, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer FOKUS, erklärt: »Wir haben im Projekt ConnRAD gemeinsam mit unseren Partnern aus Industrie und Forschung die automatisierte, vernetzte Fahrzeug-zu-X-Kommunikation auf das nächste Level gehoben. Angaben zur Qualität der Informationsquelle sind bislang noch nicht im Standard für Collective Perception der europäischen Standardisierungsorganisation ETSI enthalten. Wir werden uns nun für eine Integration einsetzen, um die Sicherheit und Resilienz des vernetzten Fahrens zu steigern.«
Zum Projektkonsortium gehörten Bosch (Konsortialführer), Daimler Center for Automotive IT Solutions (DCAITI), Fraunhofer FOKUS, Fraunhofer IEM, Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) des Saarlandes, Infineon, Technische Universität München, TÜV Süd und die Universität Ulm.
Das dreijährige Projekt wurde vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Forschungsvorhaben zum Thema »Resilienz – Widerstandsfähige digitale Systeme« des Forschungsprogramms für Kommunikationssysteme »Souverän. Digital. Vernetzt.« gefördert.
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