Eröffnung und Begrüßung

Prof. Dr. Manfred Hauswirth, geschäftsführender Institutsleiter von Fraunhofer FOKUS, eröffnete die Jubiläumskonferenz mit kurzen Begrüßungsworten. Im Hinblick auf 30 Jahre FOKUS sagte Hauswirth: »Ich möchte dieses Jubiläum dazu nutzen unseren, Partnern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung zu danken. Ganz besonders bedanken möchte ich mich aber heute bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Nur durch ihr Engagement ist es überhaupt möglich, unsere breite Palette an Kompetenzen anzubieten«.

FOKUS habe in den vergangenen 30 Jahren mit vielfältigen Technologien zur Vernetzung und Digitalisierung in Deutschland und weltweit beigetragen. Hauswirth sagte weiter: »Die Digitalisierung muss eines der zentralen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen der nächsten Jahre sein. Dabei gibt es in Deutschland ungeheuren Aufholbedarf. Es gilt den Wildwuchs an Initiativen in Wirtschaft und Politik zielgerichtet in einer »Digitalen Leitidee« für das Land zu bündeln. Ich hoffe, dass die durchaus ambitionierten Ansätze im Koalitionsvertrag der Bundesregierung uns dabei nun endlich weiterbringen und von der Wirtschaft aufgegriffen und unterstützt werden. Wir als Forschungsinstitut stehen bereit«.

Das Thema Forschung griff Prof. Dr. Georg Rosenfeld, Vorstandsmitglied der Fraunhofer-Gesellschaft, in seiner anschließenden Rede auf. Heute sei FOKUS mit über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eines der führenden Institute der angewandten IuK-Forschung in Deutschland und Europa und damit ein unverzichtbarer Teil der Digitalisierungsforschung bei Fraunhofer. Fraunhofer wäre nicht Fraunhofer, wenn neben den technischen Durchbrüchen nicht auch der Transfer in die Wirtschaft und in die öffentliche Hand in den Blick genommen würden. Insbesondere das Leistungszentrum Digitale Vernetzung (LZDV) habe eine herausragende Rolle, bei der mit Partnern der Transfer gelinge, als quasi One-Stop-Shop für zentrale Branchen.

Das LDZV war auch Thema in der Rede von Steffen Krach, Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung in der Senatskanzlei Berlin. Der Politiker betonte, dass FOKUS aus Daten Wissen mache und so Wege in die digitale Zukunft öffne. Vor allem helfe das Institut auch dabei, dass Unternehmen – und er erwähnte dabei vor allem die vielen Start-ups in Berlin – mit digitalem Wissen auch reales Geld verdienen können. Weiter sagte Krach, dass viele der Start-ups nach Berlin gekommen seien, weil es außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie das FOKUS gebe.

01 Begrüßung FOKUS 30 Jahre Konferenz
Tanja Föhr/ Fraunhofer FOKUS

Keynote

»30 Jahre FOKUS – Digitalisierung weiterdenken«

Institutsleiterin Prof. Dr.-Ing. Ina Schieferdecker griff diese Durchlässigkeit beim Wissenstransfer in ihrer Rede auf: »Seit Jahr und Tag hat sich FOKUS auch dem Transfer der Ergebnisse für eine umfassende und nachhaltige Umsetzung in die Öffentlichkeit, Wirtschaft und die Verwaltung verschrieben. Mit seinen SpinOffs steckt FOKUS so nicht nur in den hunderten Arbeitsplätzen am Institut und an den verbundenen Lehrstühlen in über acht Universitäten und Fachhochschulen, sondern auch in den tausenden Studentinnen und Studenten, die durch unsere knapp 100 Lehrveranstaltungen pro Jahr gehen.« Zwei Spin-offs stellte Ina Schieferdecker exemplarisch für die vielen Ausgründungen der vergangenen 30 Jahre näher vor: Wer über das Internet telefoniert, z. B. über Skype oder WhatsApp, nutzt Technologien von iptel.org. In jeder FritzBox steckt der Media Server von TwonkyVision.

Schieferdecker betonte noch einmal die angewandte Forschung als Stärke von FOKUS. Ziel der Arbeit am Institut ist es, HighTech-Lösungen zu entwickeln und abzusichern, die die Nutzerinnen und Nutzer in den Mittelpunkt stellen. Mit der Digitalisierung sind vier Lebensbereiche für die tägliche Arbeit bei FOKUS immer wichtiger geworden: Der Mensch und die Frage, wie sich komplexe Zusammenhänge vermitteln und visualisieren lassen und wie sich Teilhabe und Eigenart durch digitale Lösungen stärken lassen. Ein zweiter Bereich und ein wesentliches Fundament der täglichen Arbeit am Institut sind Infrastrukturen, also die Weiterentwicklung von Techniksystemen, die eine umfassende digitale Vernetzung ermöglichen. Hier wird es zukünftig verstärkt um offene und standardisierte Schnittstellen und Formate gehen. Als drittes Thema wird sich FOKUS in Zukunft auch immer stärker mit der Datenökonomie, also den Themen Datenschutz, Datensicherheit und Datenhoheit, beschäftigen. Und, last but not least, geht es um die nachhaltige Entwicklung, die mithilfe von digitalen Technologien effizienter gestaltet werden kann.

02 Schieferdecker Keynote FOKUS 30 Jahre Konferenz
Tanja Föhr/ Fraunhofer FOKUS

Keynote

»Open Data: A critical part of national infrastructure«

Ganz dem Thema Open Data widmete sich Prof. Sir Nigel Shadbolt vom Jesus College in Oxford in seiner Keynote. Er forderte, dass die Vereinbarung zwischen Bürgern und dem Staat, zwischen Kunden und der Wirtschaft neu gestaltet werden müsse. Auch wenn viele die neue EU-Datenschutzgrundverordnung mit Sorge sehen, sieht Shadbolt dadurch eine Möglichkeit der Innovation. Wir sollten verstehen, wie wir den einzelnen Bürger rund um seine Daten stärken können. Welche Rolle offen zugängliche Daten spielen, erläuterte Shadbolt anhand zweier bekannter Beispiele: der Entschlüsselung des menschlichen Genoms und der Freigabe des Ortungssystems GPS. Ursprünglich fürs Militär entwickelt und verschlüsselt genutzt stehen die Daten jedermann zur Verfügung. Als das menschliche Genom entschlüsselt wurde, gab es Überlegungen, diese Daten zu privatisieren, so Shadbolt weiter. Doch der Code wurde für die Forschung offen gelegt und habe zu einer Revolution in der Gentechnik geführt.

Shadbolt wünscht sich auch in Zukunft eine enge Zusammenarbeit zwischen FOKUS und dem Open Data Institute (ODI) in London, das er gegründet hat und dessen Vorsitzender er ist.

04 Nigel Shadbolt Keynote FOKUS 30 Jahre Konferenz
Tanja Föhr/ Fraunhofer FOKUS