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Studie zur eIDAS-Verordnung: Staat und Unternehmen haben noch erhebliche Wissensdefizite

News vom 24. Apr. 2018

Mehr Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit für digitale Geschäftsprozesse – das ist das Ziel der EU-Verordnung über die elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen (eIDAS). Eine Studie zeigt: Deutschland ist noch nicht eIDAS-ready.

Mehr Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit für digitale Geschäftsprozesse – das ist das Ziel der EU-Verordnung über die elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen (eIDAS). Seit 01.07.2016 sind die Vorgaben für elektronische Vertrauensdiente in Kraft und seit dem 29. Juli 2017 durch das eIDAS-Durchführungsgesetz auch für Deutschland konkretisiert. Wir haben Bilanz gezogen und Behörden, Unternehmen und Lösungsanbieter befragt:

  • Sind Behörden und Unternehmen ausreichend über Inhalte, Chancen und Herausforderungen informiert?
  • Wie ist der Stand bei der Umsetzung?
  • Welche Vertrauensdienste werden bereits genutzt?
  • Inwieweit sind bereits Voraussetzungen für die eIDAS-Umsetzung geschaffen?
  • Welche Lösungsanbieter und Produkte gibt es am deutschen Markt?

Die Ergebnisse, die nun in einer Studie (Download) veröffentlicht wurden, zeigen: es besteht bei den deutschen Unternehmen und Behörden ein hoher Informations- und Unterstützungsbedarf, um die Chancen der eIDAS nutzen und die Herausforderungen meistern zu können. Gleichzeitig sehen Wirtschaft und Verwaltung in den Diensten jedoch erhebliche Vorteile zur sicheren wie vollständigen Digitalisierung ihrer Prozesse sowie der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.

Mögliche Wege, um diese Hürden zu beseitigen, wurden 24. April in Berlin diskutiert. Etwa 50 TeilnehmerInnen waren dabei der Einladung von Fraunhofer FOKUS, BearingPoint und des Vereins Sichere Identität Berlin-Brandenburg zum »Roundtable eIDAS-ready?« gefolgt. In der Diskussion zeigten sich die Vertreter der federführenden Ministerien (BMWi und BMI) offen für einen Dialog mit den Akteuren aus Wirtschaft und Verwaltung. Der Branchenverband BITKOM bestätigte zudem die Ergebnisse der Befragung: dass bereits umfassende wie innovative Lösungen europäischer wie nationaler Anbieter für nahezu jeden Anwendungsfall am Markt verfügbar sind.

In konkreten Lösungsbeispielen wurden die Vorteile und Verbesserungen der eIDAS so bspw. durch Siegel oder Fern- wie mobilen Signaturen vorgestellt. So beschrieb die Deutsche Emissionshandelsstelle zum einen ihre langjährigen Erfahrungen im Einsatz elektronischer Signaturen und die Optimierung ihrer Transaktionen mit internationale Unternehmen durch standardisierte wie europäische Lösungen so z.B. Video-Identifizierung oder Siegel. Für die Generali Versicherung sind die Vertrauensdienste ein elementarer Bestandteil ihrer Digitalisierungsstrategie. Der Vortrag zeigte zum einen konkrete Lösungen und Geschäftsmodelle durch rechtsgültige mobile Verträgen und adhoc-Policen mit einer einfachen wie nutzerfreundlichen Identifizierung bis hin zur Beweiswerterhaltung und gab zum anderen einen Ausblick auf eine mögliche Verbindung von eIDAS und disruptiven Technologien wie Blockchain.

In der abschließenden Podiumsdiskussion wurde die Nutzung der Chancen der eIDAS-Verordnung durch pragmatische Lösungen betont. Die im Zuge der Verordnung erlassenden europäischen Standards ermöglichen eine effiziente Umsetzung mit hoher Interoperabilität für alle Beteiligten. Nationale Sonderwege sollten eher vermieden und vielmehr auf die eIDAS-Werkzeuge gesetzt werden, besonders mit Blick darauf, dass elektronische Signaturen und Siegel, die in Deutschland bislang eher begrenzt eingesetzt wurden, EU-weit jedoch eine vollständige wie vertrauenswürdige Digitalisierung beschleunigen. eIDAS-First wurde als Maxime für medienbruchfreie digitale Transaktionen empfohlen.