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Phillip Plum/ Fraunhofer FOKUS

»Urban Tech Republic« wird zum Testgebiet für automatisiertes und vernetztes Fahren

News vom 15. Febr. 2022

Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel startet 2022 das Projekt KIS’M zur Erprobung von automatisierter und vernetzter Mobilität. Fraunhofer FOKUS wird in KIS’M Routingdienste für Radfahrer, beispielsweise eine Grüne-Welle-Assistenz, entwickeln und erproben, um mehr Komfort und Sicherheit zu ermöglichen. Zentral für solche Mobilitätsdienste ist eine genaue und stets aktuelle digitale Straßenkarte. Um dies für ganz Berlin zu erreichen, wird Fraunhofer FOKUS die Datensammlung sowie (teil-)automatisierte Aktualisierung verbessern.

Während der Arbeiten zum Umbau des ehemaligen Flughafens Tegel hin zum Innovationscampus »Urban Tech Republic« (UTR) ergibt sich künftig auf dem Gelände des Flughafens die einzigartige Chance, neue Mobilität in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz (KI) unter realen Bedingungen zu testen. In dem Projekt KIS’M wird ein KI-basiertes System für eine vernetzte Mobilität erprobt, das die Herausforderungen des autonomen, fahrerlosen und bedarfsgerechten Betriebs in dynamisch wachsenden Bediengebieten bewältigen soll. Besonders wichtig sind dabei die nutzerzentrierte Umsetzung und eine gesellschaftlich akzeptierte Zielvorstellung der Mobilität von morgen.

Dieses neuartige Mobilitätsangebot auf dem UTR-Gelände und den unmittelbar angrenzenden Gebieten wird von mehreren Forschungsvorhaben begleitet:

Fraunhofer FOKUS hat für eine nachhaltige, vernetze Mobilität neben herkömmlichen und autonomen Fahrzeugen vor allem auch Menschen auf dem Rad im Blick. Forschende aus dem Geschäftsbereich Smart Mobility entwickeln für sie eine App, die das Routing in der Stadt verbessert, in dem sie z. B. vor Straßenschäden warnt oder Tempoanpassungen empfiehlt, um die nahende Ampel in der Grünphase passieren zu können. Diese Dienste sollen dann auch in Apps Dritter integriert werden können. 

Das Team wird zudem seine Arbeiten an der sich selbst aktualisierenden digitalen Straßenkarte aus dem Vorgängerprojekt Shuttles & Co fortsetzen. Dort wurde eine App entwickelt, mit der Mobilgeräte in Bussen oder der Müllabfuhr nebenbei Daten zur Straßensituation sammeln können. Diese Datensammlung wird weiter optimiert, indem z. B. Straßenschilder mit Tempolimits auch mit Detailinformationen wie einer Gültigkeit von 22 Uhr bis 6 Uhr und dynamische Verkehrsinformationen wie eine kurzfristige Baustelle erfasst werden. Verbessert wird auch der (teil-)automatisierte Abgleich mit der Bestandskarte Berlins, die von der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz gepflegt wird.

Zu den Forschungsvorhaben der Partner insgesamt zählen Fahrmanöver, wie das automatisierte Bilden einer Rettungsgasse, die Kommunikation für sogenannte Vehicle-to-Infrastructure-Anwendungen (V2I) an Lichtsignalanlagen sowie bedarfsgerechte grüne Wellen. Die Bereitstellung der dazu notwendigen digitalen Karten und Verkehrsinformationen bilden einen weiteren Schwerpunkt des Forschungsprojektes. Auch die Akzeptanz der Automatisierung von Fahrzeugen, das Thema der Sicherheit autonomer Fahrzeuge und die Digitalisierung von Transportmitteln spielen im Projekt KIS’M eine wichtige Rolle. Die Ergebnisse sollen das wissenschaftliche Forschungsfeld weiterbringen und Grundlagen für eine breitere Anwendung von automatisierten und vernetzten Fahrzeugen im städtischen Raum schaffen.

Während im Vorgängerprojekt Shuttles & Co der Einsatz von hochautomatisierten Kleinbussen als Teil der BVG-Flotte im Kiez Alt-Tegel erprobt wurde, soll innerhalb des neuen Projektes KIS’M die Umsetzung eines automatisierten Bedarfsverkehrs als Zubringer zum ÖPNV untersucht werden, um die Einführung autonomer On-Demand-Services im öffentlichen Personennahverkehr in Großstädten in der Praxis zu testen.

Konkret sollen in dem Testfeld autonom fahrende Shuttles die Beförderung von Fahrgästen übernehmen. Die Shuttles fahren auf Nachfrage ohne Fahrzeugbegleitpersonal an Bord und halten an virtuellen Haltestellen. Die Möglichkeit, die Fahrzeuge nur aus einer Leitstelle heraus zu steuern, wurde erst durch die Novellierung des Straßenverkehrsgesetzes (StVG) im Jahr 2021 umsetzbar.

KISM:

Das Forschungsvorhaben KIS’M ist ein Kooperationsprojekt unter Federführung der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK). Zur Erreichung der Ziele werden insgesamt acht Partner zusammenarbeiten. Zu ihnen zählen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), die Berliner Agentur für Elektromobilität (eMO), das Fraunhofer-Institut FOKUS, die Freie Universität Berlin mit dem Dahlem Center for Machine Learning and Robotics, sowie die Technische Universität Berlin mit dem Daimler Center for Automotive IT Innovations (DCAITI) und dem Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG). Unterstützt wird das Vorhaben von der Tegel Projekt GmbH, die das Gelände für die Erprobung zur Verfügung stellt. Das Projekt wird während der Laufzeit von Anfang 2022 bis Mitte 2024 vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit 9,53 Mio. € gefördert.