
Elektroauto-Simulation von FOKUS zeigt: Intelligente Ladesäulenreservierung reduziert Wege um 27 Prozent
News vom 27. Aug. 2015
Im Projekt eMERGE fand eine ganzheitliche Betrachtung der Elektromobilität statt, bei der die Querabhängigkeiten zwischen Fahrzeugen, Energiebetreibern, Verkehr und Fahrern berücksichtigt wurden. Von Mai 2013 bis Juni 2015 wurde die Elektromobilität von Privat- und Geschäftskunden mit 146 Smart fortwo electric drive aus Berlin, Potsdam und Nordrhein-Westfalen untersucht.
Zu Beginn einer Fahrt drückte der Testfahrer auf einen Knopf der Tablet-App, die von Fraunhofer FOKUS entwickelt wurde. Er gab damit die Erlaubnis, dass sein anonymisiertes Fahrverhalten aufgezeichnet wurde. Die Daten wurden verschlüsselt zum Fraunhofer FOKUS Analyse-Backend übertragen und abgespeichert, um später von autorisierten und speziell ausgebildeten eMERGE-Partnern abgerufen und ausgewertet werden zu können. Abfahrtzeiten und Fahrziele wurden für eine intelligente Ladesäulenreservierung und für das gesteuerte Laden mit erneuerbarer Energie genutzt.
Um die App in einem größeren Szenario und auch mit vernetzen Fahrzeugen zu testen, erstellte das Kompetenzzentrum ASCT von Fraunhofer FOKUS mit Daten der Verkehrsprognosefirma PTV AG eine komplexe Simulation für die Elektromobilitätsnutzung im Jahr 2025 für Berlin und Brandenburg. Für die Simulation wurde die von ASCT entwickelte Simulationsumgebung VSimRTI (V2X Simulation Runtime Infrastructure) verwendet. VSimRTI ist in der Lage, Interdependenzen vom Fahrzeug, über Energie und Verkehr bis hin zu den Nutzern zu modellieren.
Der Schwerpunkt der Simulation lag auf zwei Szenarien: Die Ladesäulenreservierung für die Nutzer von Car-Sharing und die optimale Nutzung von Windenergie für die Weitpendler in Berlin und Brandenburg. In der Simulation konnte gezeigt werden, dass die App die Suche nach freien Ladesäulen deutlich vereinfacht. Die Fahrwege von kurzen Alltagsfahrten im Schnitt von 28,7 km (ohne eMERGE) auf nur 19,8 km (mit eMERGE). Bei längeren Touristen-, Ausnahme- und Einkaufsfahrten reduziert sich der mittlere Fahrweg von 54,5 km auf 40,7 km. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Wegeinsparung von etwa 27 Prozent, was wiederum Fahrzeit und Akkuenergie spart. Zur Verbesserung der Nutzung der stark schwankenden Windenergie wurden unterschiedliche Lademöglichkeiten entwickelt, welche Spitzenlastzeiten erfolgreich vermeiden.
Zu den Projektpartner zählten unter anderem die Daimler AG, RWE Effizienz AG und die TU Berlin. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Rahmen der »Modellregion Elektromobilität«. Bis 2020 hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, eine Million Elektroautos auf die Straßen zu bringen und Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität auszubauen. Mit eMERGE wird dieses Vorhaben effizienter und nachhaltiger.