Wissenschaft, öffne dich! Welche Infrastruktur braucht gute und offene Wissenschaft?
Wie können Zugang, Auffindbarkeit und Nachnutzung von wissenschaftlichen Publikationen verbessert werden? Über 60 verschiedene Stakeholder – darunter Wikimedia Deutschland – beteiligen sich derzeit an einem Dialog der Bundesregierung, um ihre Positionen, Einschätzungen und Bedarfe in Bezug auf eine geplante Lizenzierungsplattform für wissenschaftliche Publikationen einzubringen. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion am 12. Juni möchten wir darüber sprechen, welche Art von Infrastruktur gute und offene Wissenschaft braucht.
Die Frage danach, wie der Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen künftig gestaltet werden soll, wird vor dem Hintergrund der zunehmenden Öffnung und Digitalisierung von Wissenschaft derzeit vielfach diskutiert. Das Thema ist dabei nicht nur für die direkt Beteiligten – Verlage, wissenschaftliche Institutionen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst – relevant, sondern auch für die Gesellschaft, die ein Interesse hat, stärker an wissenschaftlicher Forschung zu partizipieren. Gleichzeitig sieht sich die Wissenschaft einem zusehends stärkeren Rechtfertigungsdruck für ihr Handeln seitens der Gesellschaft ausgesetzt.
Entsprechend beschäftigt sich auch die Politik mit der Thematik und arbeitet an entsprechenden Gesetzgebungen. Am 1. März 2018 trat das »Gesetz zur Angleichung des Urheberrechts an die aktuellen Erfordernisse der Wissensgesellschaft« in Kraft, welches unter anderem die Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte in Bildung und Wissenschaft regeln soll.
Die meisten im genannten Gesetz vorgesehenen Änderungen sind zunächst auf eine Laufzeit von 5 Jahren befristet und sollen ab 2022 evaluiert werden. In diesem Zusammenhang heißt es im Koalitionsvertrag von 2018 (S. 132, Zeile 6227-6239):
»Wir greifen den Wunsch des Deutschen Bundestages auf und werden einen strukturierten Dialog führen, wie möglichst rasch innerhalb der nächsten fünf Jahre der Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen im Interesse aller Beteiligten – der Autorinnen und Autoren, der vielfältigen deutschen Verlagslandschaft und der nutzenden Wissenschaft – über eine Lizenzierungsplattform praktisch verbessert werden kann.«
Im vergangenen September lud das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz (BMJV) dementsprechend Vertreterinnen und Vertreter von über 60 verschiedenen Anspruchsgruppen – darunter auch Wikimedia Deutschland – ein, sich an einem gemeinsamen Dialog über die Notwendigkeit einer solchen Lizenzierungsplattform für wissenschaftliche Publikationen zu beteiligen, und ihre Einschätzungen und Positionen zu der geplanten Infrastruktur in diesen einzubringen.
Am 12. Juni wollen wir im Rahmen einer Podiumsdiskussion darüber sprechen, welche Art von Infrastruktur es Wissenschaft ermöglicht, ihren gesellschaftlichen Zweck zu erfüllen, für die Öffentlichkeit einsehbar und nutzbar zu sein. Dabei soll es auch darum gehen, zu diskutieren, inwiefern die geplante Lizenzierungsplattform überhaupt notwendig und sinnvoll ist, um wissenschaftliche Publikationen und Ergebnisse im Sinne von Offener Wissenschaft transparent, auffindbar und nachnutzbar zu machen.
Die Veranstaltung findet mit Unterstützung der Forschungsgruppe »Digitalisierung der wissenschaftlichen Wertschöpfung« vom Fraunhofer FOKUS am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft statt.
Auf dem Podium diskutieren:
- Prof. Dr. Ellen Euler (FH Potsdam)
- Prof. Dr. Konrad Förstner (TH Köln)
- Prof. Dr. Christian Sprang (Börsenverein des Deutschen Buchhandels)
Moderiert wird die Diskussion von Jan-Martin Wiarda.
Details zur Veranstaltung:
Wo: Wikimedia Deutschland e. V., Tempelhofer Ufer 23-24, 10963 Berlin (Nähe U-Bahn-Station Möckernbrücke, U7)
Wann: 12. Juni 2019, 18:00 bis 21:00
Im Anschluss: Austausch bei Snacks und Getränken.
Bildquelle: Nick Youngson CC BY-SA 3.0 Alpha Stock Images via Picmedia.org